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von Strange » Di 20.09.05 10:06
@205er: Ich kann Dir nur voll und ganz zustimmen. Die meisten sind sich scheinbar nciht bewusst, was sie erwartet, wenn die CDU an die Macht kommt.
Sicherlich: Die bisherige Regierung hat in den vergangenen Jahren einige Fehler gemacht, und der arrogante Auftritt Schröders in der "Elefantenrunde" am Sonntagabend war auch unter aller Sau.
Aber die CDU verkauft die Leute nur für dumm. Angeblich haben die ein "ehrliches und sozial gerechtes" Wahlprogramm. Wie sieht das denn bitte schön aus? Natürlich wirkt das auf den ersten Blick so wenn die Merkel sagt: "Alle sollen das gleiche zahlen". Das hört sich natürlich erst einmal gerecht an. Wie würde denn aber die Realität aussehen? Der einfache Arbeiter würde in die Krankenversicherung genau so viel einzahlen müssen, wie der Topmanager, der das hundertfache verdient. Das nenne ich vielleicht eine tolle Gerechtigkeit.
Vergesst doch bitte eins nicht: unsere Gesellschaft baut - zumindest noch - auf die Solidargemeinschaft auf. Die die wenig haben, zahlen weniger, die die viel haben, zahlen mehr. Die CDU will den ersten Schritt machen, diesen solidarischen Gedanken zu verwerfen und amerikanische Verhältnisse einzuführen. Ich will jedenfalls nicht noch zwei weitere Jobs machen müssen, um mein Leben einigermaßen zu finanzieren.
Natürlich wurde und wird unser Solidarsystem auch von einigen ausgenutzt, aber genau das ist doch die Aufgabe der Politik heute, dies zu verhindern, und nicht, das Solidarsystem abzuschaffen.
Genauso der tolle Gedanke mit der CDU-Steuerreform. Natürlich würde erst einmal jeder zustimmen, wenn gesagt wird, wir brauchen eine bessere Steuergerechtigkeit (in der belegten fälschlichen Annahme, "die Reichen" würden ja wegen der Schlupflöcher gar keine Steuern zahlen.) Wie gesagt, die liebe CDU will alles Gerecht machen in Sachen Steuern. Wie sieht diese Gerechtigkeit aus? Für ALLE soll irgendwann mal ein Steuersatz con ca. 25 Prozent gelten. Was verschwiegen wird: Der "kleine Mann", der zur Zeit noch einen geringeren Steuersatz von ca. 14-19 Prozent bezahlen muss, würde später die 25 Prozent zahlen. Der Spitzenverdiener, der derzeit noch einen Steuersatz von über 40 Prozent hat, würde dann auch nur noch 25 Prozent - also viel weniger Steuern - bezahlen. Tolle Gerechtigkeit!
Ich will die sieben Jahre von Rot/Grün nicht schönreden. Da lief einiges schief. Aber die Probleme von 16 Jahren Kohl-Regentschaft lassen sich eben nicht von heute auf morgen lösen.
Zumal: wenn ich immer den Vorwurf höre, Politiker müssten für die Wirtschaft bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit wieder Arbeitsplätze geschaffen werden und die Wirtschaft angekurbelt wird. SO ein Schwachsinn! Die Steuerbelastung für Unternehmen war noch nie so niedrig wie zur Zeit!!! Wie 205er aber schon gesagt hat: Unternehmen sind auf Gewinnerzielung aus. Heute mehr denn je. Eine Aktiengesellschaft sieht sich mehr ihren Aktionären verpflichtet, eine satte Rendite zu bescheren, als an die Belegschaft zu denken. Die Soziale Verantwortung gibt es kaum mehr. Zur Zeiten der Höchst AG sind für die Arbeiter Wohungen, Kindergärten und soziale Einrichtungen geschaffen worden. Die Arbeiter haben sich noch mit dem Unternehmen identifiziert. Das sucht man heute vergebens.
Allerdings gibt es von politischer Seite keine Möglichkeit, der Wirtschaft sowas vorzuschreiben. Wenn die Unternehmen selbst nicht darauf kommen, dass zufriedene Mitarbeiter viel produktiver sind, als die, die sich nur als Nummer fühlen, wird es weiter so laufen wie in den letzten Jahren.
Große Konzerne fahren Jahr für Jahr Milliarden an Gewinne ein, und stoßen parallel dazu immer mehr "Humankapital" (diese Bezeichnung spricht doch schon Bände!) ab.
Und sind wir doch mal ehrlich: Überall wird erzählt - besonders von Schwarz/Gelb - wie schlimm es um Deutschland stehe. Mich kotzt diese "Schwarz"Malerei sowas von an. Natürlich haben wir viel zu viele Arbeitslose, und ja, es ist ***Mist***, dass so viele Junge Leute keinen Ausbildungsplatz haben. Aber liegt das an der Politik? Nein, sondern an der Wirtschaft!
Und wenn ich immer höre: fünf Millionen Arbeitslose - so viele hatten wir noch nie! Völliger Quatsch! Ein großer Teil der jetzigen Arbeitslosen war statistisch einfach nicht bei den Arbeitslosen erfasst, sondern bei den Beziehern der Sozialhilfe - und das schon unter Kohl. Die jetzige Zahl spiegelt nur endlich die reelle Zahl der Arbeitssuchenden wider.
Wie gesagt, nicht dass Ihr das falsch versteht. Jeder Arbeitslose ist ein Arbeitsloser zuviel.
Ich bin aber dennoch der Meinung, dass das in der Verantwortung der Wirtschaft, und weniger in der der Politik steht.
Gruß, Jan
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Strange am Di 20.09.05 10:30, insgesamt 2-mal geändert.